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Rassismuskritik und Gerechtigkeit

Meinen Textbeitrag möchte ich mit einem Zitat von James Baldwin beginnen. „Nicht alles, mit dem man konfrontiert wird, kann geändert werden, aber nichts kann geändert werden, bevor man sich nicht damit auseinandergesetzt hat.“ Daraus folgt, dass wir alle gemeinsam an dem Thema „ Rassismus“ arbeiten müssen, bevor wir eine Veränderung herbeiführen können.

Bevor ich zum oben genannten Thema referiere, stelle ich mich kurz vor. Nach meinem Studium der Sozialarbeit an der Hochschule Frankfurt am Main von Oktober 2002 bis Februar 2006 war ich in verschiedenen Berufsfeldern der Sozialen Arbeit tätig und habe in unterschiedlichsten Bereichen reichhaltige Erfahrungen gesammelt.

Foto: Cody Pulliam, unsplash

Mein Schwerpunkt liegt seit 2006 in der Kinder- und Jugendhilfe. Doch auch in meiner Tätigkeit als Sozialpädagogische Familienhilfe von 2006 bis 2017 war ich auf unterschiedlichsten Ebenen gefordert.

Ich habe sowohl mit Kindern und Jugendlichen als auch mit Erwachsenen aus unterschiedlichen Schichten gearbeitet. Mein Ansatz war stets Ressourcen orientiert. Immer war es mein Anliegen, alle Klient*innen dahingehend zu unterstützen, ihre eigenen Ressourcen wahrzunehmen und wiederzuentdecken.

Meine Weiterbildungen in systemischer Beratung und Therapie helfen mir sowohl auf kognitiver als auch auf emotionaler Ebene mit meinen alten und neuen Themen umzugehen.

Ich bin fest davon überzeugt, dass es z.B. nicht ausreicht sich mit Rassismuskritik nur auf kognitiver Ebene zu befassen.

Es ist wichtig sich mit Emotionen und Gefühlen auseinanderzusetzen. Rassismus löst etwas in uns aus. Folglich ist wichtig zu wissen, wer bin ich, was kann ich und wer will ich sein. Denn die Art und Weise wie ich mich sehe, entscheidet darüber, wie ich die Welt gestalte. Das ist der erste und wichtigste Baustein, der zur Rassismuskritik gehört.

Der zweite Baustein befasst sich mit der Frage, was Rassismuskritik bedeutet? Bevor ich jedoch auf diese Frage eingehe, folgt eine Definition von Rassismus. „Rassismus ist eine Lehre, die eine hierarchische Unterscheidung von Menschen vornimmt. Grundlage dieser Unterscheidung sind biologische Merkmale, die als wesentliche Voraussetzung für soziale und kulturelle Leistungsfähigkeit sowie für gesellschaftliche Fortschritt gedacht werden. Mithilfe dieser Gedankenkonstruktion lassen sich Trennungen entlang einer Beteiligungsachse anordnen: Auf der einen Seite finden sich Menschen, Gruppen und Gesellschaften, die als überlegen und infolgedessen als herrschende Norm gelten; auf der anderen Seite finden sich Menschen, Gruppen und Gesellschaften, die als unterlegen dargestellt und als Abweichung entworfen sind. Ein wesentlicher Grund für die Schaffung einer solchen Rangordnung sind ökonomische, materielle, kulturelle, intellektuelle und soziale Ressourcen, deren ungleiche Verteilung mit rassistischen Argumenten begründet, gerechtfertigt, kontrolliert und auf allen Ebenen des gesellschaftlichen Lebens durchgesetzt wird.“ (Rassismus: Eine Definition für die Alltagspraxis. Regionale Arbeitsstelle für Bildung, Integration und Demokratie (RAA) e.V. (Hg), 2022, Seite 1).

Es ist festzustellen, dass wir in einer rassistischen Welt leben. Folglich ist wichtig, dass sowohl Bpoc und weiß positionierte oder gelesene Menschen gemeinsam in Verbundenheit gegen Rassismus kämpfen. Micky ScottBey Jones drückt es in seinem Gedicht wie folgt aus: „Gemeinsam schaffen wir mutige Umgebungen. Denn es gibt keine ‚sichere Umgebung‘ – Wir existieren in der realen Welt. Wir alle tragen Narben, und wir alle haben Wunden verursacht. In dieser Umgebung versuchen Wir, die Lautstärke der Außenwelt zu verringern. Wir verstärken Stimmen, die darum kämpfen, anderswo gehört zu werden, Wir rufen uns gegenseitig zu mehr Wahrheit und Liebe auf. Wir haben das Recht, irgendwo anzufangen und weiter zu wachsen. Wir haben die Verantwortung zu prüfen, was wir zu wissen glauben. Wir werden nicht perfekt sein. Diese Umgebung wird nicht perfekt sein. Es wird nicht immer das sein, was wir uns wünschen. Aber, es wird unsere gemeinsame mutige Umgebung sein, und Wir werden Seite an Seite daran arbeiten.“

Stanley Silewu

In dem Gedicht von Micky ScottBey Jones ist aus meiner Sicht hervorragend erläutert, was ich unter Gerechtigkeit in Bezug auf Rassismus verstehe. Es heißt weg von Verbitterung, Hass und Kampf zu mehr Wahrheit und Liebe. So versuche ich auch in meinem Leben mit Rassismus, der mir begegnet, umzugehen. Ich habe meinen Frieden gefunden.

Text: Stanley Silewu