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Konstantin Wecker

Variationen über ein Gedicht von Erich Fried

So friedliebend bin ich nun wieder nicht
dass ich meinen Frieden mache mit den Kriegen
und mit denen
die Kriege führen
und mit denen die Kriege führen um Frieden zu machen.
Aber Steine werfe ich keine
denn mich dauern die Steine
die man würfe gegen jene
die Kriege machen
und denen Kriege so selbstverständlich geworden sind
dass ihnen Frieden nur mit Krieg
erreichbar scheint.
Frieden ist nicht einfach ein Zustand zwischen zwei Kriegen
sondern die Überwindung des Kriegs
und des Kriegerischen in uns.
Und so friedliebend bin ich nun wieder doch
mich überwinden zu wollen
um meinen Frieden zu machen mit dem Krieger
in mir.

Wenn unsre Brüder kommen

Wenn unsre Brüder kommen
mit Bomben und Gewehren,
dann wolln wir sie umarmen,
dann wolln wir uns nicht wehren.

Sie sehen aus wie Feinde,
sie tragen Uniformen,
sie sind wie wir verblendet
und festgefahrn in Normen.

Auch wenn sie anders sprechen,
wir wolln mit ihnen reden.
Es solln die Präsidenten
sich doch allein befehden!

Jedoch, bevor sie kommen,
wär´s gut, sich zu besinnen.
Ein jeder muß die Liebe
mit sich allein beginnen.

Wenn unsre Brüder kommen
mit Bomben und Gewehren,
dann wolln wir sie umarmen,
dann wolln wir uns nicht wehren.

Das Lied stammt aus den 80er Jahren, Joan Baez hat es zu einem Hit gemacht

Als Liedermacher, Schriftsteller, Schauspieler und Komponist gehört Konstantin Wecker , 1947 in München geboren, zu den vielseitigsten Künstlerpersönlichkeiten im deutschsprachi­gen Raum. Sein künstlerisches Fundament bilden eine klassische Musikausbildung und die - von der Mutter geförderte - Begeiste­rung für Lyrik. 1968 trat Konstantin Wecker erstmals als Liedermacher auf, der Durch­bruch gelang 1977 mit der Ballade „Willy" und dem Album „Genug ist nicht genug". Insgesamt rund 45 LP- und CD-Produktionen, darunter „Liebesflug" (1981), „Uferlos" (1993), „Vaterland" (2001) und „Poesie und Widerstand" (2017), dokumentieren die breite Palette des künstlerischen Schaffens und spiegeln vor allem aber persönliche Höhenflüge und Krisen wider. Nach der Jubiläumstournee „Poesie und Widerstand“ rund um den 70. Geburtstag und „Weltenbrand“ (2019) ist „Utopia“ das aktuellste Projekt. In seinem 2006 gestarteten Label Sturm & Klang fördert Konstantin Wecker auch den Liedermachernachwuchs. Für sein politisches Engagement wurde Konstantin Wecker unter anderem 1995 mit dem Kurt Tucholsky-Preis, 2007 zusammen mit Eugen Drewermann mit dem Erich-Fromm-Preis, 2018 mit der Thomas-Nast-Gastprofessur der Universität Koblenz-Landau sowie 2019 mit der Albert-Schweitzer-Medaille ausgezeichnet.

Die Veröffentlichung der beiden Texte erfolgt mit freundlicher Genehmigung von Konstantin Wecker. Vielen Dank!

Beitragsfoto: Thomas Karsten