Frieden nachhaltig sichern
Die Vereinten Nationen und der Friede in der Welt
Zum Ende des Zweiten Weltkriegs gründeten 51 Staaten 1945 die Vereinten Nationen, um die Menschheit fortan vor der Geißel eines weiteren weltumspannenden Krieges zu bewahren. Ein erneuter Weltkrieg konnte verhindert werden, aber die zahlreichen regionalen Krisen und Konflikte bilden heute die eigentliche Herausforderung. Mittlerweile zählen die Vereinten Nationen 193 Mitgliedstaaten, also nahezu alle Länder dieser Welt. Heute verfügen sie über ein vielseitiges Instrumentarium, um sich bei der Sicherung und Wiederherstellung von Frieden und Stabilität in Konfliktgebieten einzubringen – nicht selten gilt es dazu jedoch erst einmal starre Blockaden im UN-Sicherheitsrat zu überwinden.

Eine Ehrung für den Frieden
Die UN-Friedenssicherung im engeren Sinne versucht, den Ausbruch von Konflikten zu verhindern, greift in bestehende Konflikte ein und unterstützt den Aufbau eines stabilen Friedens nach deren Beendigung. Und auch wenn sich die UN als Organisation in einem ständigen Kreislauf aus Krise und Reform befinden, zeigt sich doch, dass sie einen substanziellen Beitrag zum Erhalt des Weltfriedens leisten. Nicht zuletzt sehen wir das auch daran, dass die Vereinten Nationen und ihre Unterorganisationen mittlerweile zehn Mal den Friedensnobelpreis erhalten haben. Im Jahr 2020 erst wurde das Welternährungsprogramm (World Food Programme) mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, für „seine Bemühungen zur Bekämpfung des Hungers, für seinen Beitrag bei der Verbesserung der Friedensvoraussetzungen in Konfliktregionen und für sein Handeln als lenkende Kraft bei den Bemühungen, Hunger als Waffe in Kriegssituationen zu verhindern“, wie das norwegische Nobelkomitee erklärte. In Afghanistan etwa sind die UN mit der politischen Mission UNAMA, dem Welternährungsprogramm oder dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR die einzige Hoffnung für die Menschen, die auf humanitäre Hilfe angewiesen sind, nachdem die westlichen Staaten sich mit ihrer militärischen Präsenz zurückgezogen haben. Zudem konnten sich die fünf permanenten Mitglieder des UN-Sicherheitsrates auf eine gemeinsame Linie gegenüber den radikalislamistischen Taliban einigen: Die USA, Großbritannien, Frankreich, Russland und China riefen die Taliban nach ihrer Machtübernahme zur Bildung einer Regierung auf, die die gesamte Bevölkerung widerspiegelt, Frauenrechte beachtet und das Recht auf Bildung für alle Kinder ermöglicht.
Die Vereinten Nationen – die Antwort auf globale Herausforderungen
Die Verleihung des Friedensnobelpreises an das Welternährungsprogramm, aber auch die aktuelle akute Hilfe der UN in Afghanistan sind nur zwei Beispiele, die uns verdeutlichen: Die Vereinten Nationen sind mehr als ihr Sicherheitsrat, der über Krieg und Frieden entscheiden kann. Vielmehr sind sie die multilaterale Antwort auf globale Herausforderungen wie den Klimawandel, Armut und Hunger, Migration oder Pandemien – Herausforderungen, die sich gegenseitig bedingen und verschärfen und daher ganzheitlich und grundsätzlich angegangen werden müssen. Denn diese Herausforderungen sind „Probleme ohne Reisepässe“, wie der frühere UN-Generalsekretär Kofi Annan sie einmal nannte. Hierauf müssen wir grenzüberschreitend reagieren und gemeinsame Antworten finden. Mit ihren 193 Mitgliedstaaten und damit nahezu allen Ländern der Welt sind die UN der beste Ort, um gemeinsam grenzüberschreitendes politisches Handeln voranzutreiben.
Für eine friedliche und gerechte Welt für alle – mit einer starken UN
Wir dürfen nicht vergessen: Der Frieden unter den Völkern kann Kräfte und Ressourcen freisetzen, die unseren Planeten auch für kommende Generationen erlebbar machen. Globale Herausforderungen wie der Klimawandel und seine Auswirkungen sind letztlich heute auch Herausforderungen für unser friedliches Zusammenleben auf der Welt. Wir müssen diese Krisen unbedingt ernst nehmen, sie gemeinsam angehen und verstehen: Wir sind zwar viele verschiedene Länder und Nationen, aber nur eine Menschheit auf einer Erde. Die Vereinten Nationen als Herzkammer diplomatischer Verhandlungen und des Multilateralismus müssen daher gestärkt werden, um Probleme nicht nur zu verwalten, sondern problemlösungsorientiert Dinge anzustoßen und eine friedliche, gerechte und nachhaltige Welt für alle zu gestalten.

Text: Detlef Dzembritzki. Der Autor ist Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN). Die DGVN setzt sich für starke Vereinte Nationen ein: Nur durch enge internationale Zusammenarbeit können wir Frieden sichern, Menschenrechte stärken und eine nachhaltige Entwicklung fördern.
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