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„Friede“ in der (Fach-)Literatur

Kaum ein Thema – außer der Liebe – ist in der Literatur so präsent wie das unsägliche Spannungsverhältnis von Krieg und Friede. Die Texte dazu ziehen sich durch die Jahrtausende, und sie berühren den tiefen Wunsch nach Frieden, der durch die Schrecknisse des Krieges ad absurdum geführt wird.


Einen ersten schönen, kurzen Einblick gibt beispielsweise Elke Nussbaum auf der Website Erkrath.jetzt. Ausführlicher und fachlicher wird Werner Wintersteiner auf der Seite des Aktionsbündnis für Frieden, aktive Neutralität und Gewaltfreiheit (abgekürzt: AbFaNG) .

Wo also anfangen, wo aufhören. Wir haben ein wenig recherchiert und stellen nur eine winzige Auswahl an wichtiger Friedens-Literatur zur Verfügung. Wenn Ihr Tipps für eine Erweiterung habt, schickt uns entsprechende Infos und Links.

Foto: gr-stock auf unsplash

Fachliteratur

Sedmak, Clemens: Frieden. Vom Wert der Koexistenz – Forschungspublikationen der Deutschen Stiftung Friedensforschung (DSF), online unter:

Zum Einstieg

Braun, Reiner/Müller, Michael (Hrsg.) (2019): Frieden! Jetzt! Überall!

Gießmann, Hans/Rinke, Bernhard (Hrsg.): Handbuch Frieden

Jäger, Uli: Frieden (guter Thematischer Einstieg in die Bedeutung von Frieden durch die Bundeszentrale für politische Bildung)

Romane

Othmann, Ronya: Die Sommer (Besprechung weiter unten auf dieser Seite)

Altin Vanessa: Tränen unter dem Granatapfelbaum (Die Journalistin schreibt in ihrem Roman basierend auf eigenen Erfahrungen die Geschichte der jungen Dilvan, die ihre Schwestern aus Syrien retten will) Für Jugendliche geeignet

Zeitschriften

Frieden – Forschungsinstitut für Friedenspolitik

FriedensForum – Zeitschrift der Friedenskooperative (Abonnement für 25 € im Jahr)

S+F Sicherheit und Frieden ist laut Selbstdarstellung „die führende deutsche Fachzeitschrift für Friedensforschung und Sicherheitspolitik.“ S+F will ein Forum der Kommunikation für Wissenschaft und Politik, zwischen ziviler Gesellschaft und Streitkräften sein, in dem Analyse, Insiderbericht, Standortbestimmung und Einschätzung Platz haben.

Wissenschaft und Frieden (W&F) behandelt aktuelle Entwicklungen und Diskussionen zu den Themen Frieden, Abrüstung, Sicherheit und Konflikt aus der Perspektive unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen.

Zeitschrift für Friedens- und Konfliktforschung (ZeFKo) herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft für Friedens- und Konfliktforschung (AFK)

ZivilCourage – Zeitschrift der Deutschen Friedensgesellschaft

Das Gegenteil von Frieden ist Krieg? Gesellschaftliche Herausforderungen

Fluter: Terrorismus

APuZ(42-43/2017): (Anti-)Faschismus

APuZ (26-27/2020): Antisemitismus

APuZ (42-44/2020): (Anti-)Rassismus

Marquardt, Eric (2021): Europa schafft sich ab – wie die Werte der EU verraten werden und was wir dagegen tun können

Geschichte

APuZ (15/2019): Pariser Friedensordnung

Multimedial

Animationsfilme zur Ausstellung „Frieden machen“

Buchvorstellungen

Ronya Othmann: Die Sommer

Ronya Othmann erzählt die Geschichte von Leyla, einer jungen Frau mit deutsch-kurdischen Wurzeln. Jeden Sommer verbringt Leyla bei ihrer Familie in einem kleinen Dorf, nahe der nordsyrischen Grenze zur Türkei. Jeden Sommer – bis es auf einmal nicht mehr möglich ist, die Verwandten zu besuchen, denn in Syrien brechen erst Unruhen aus und dann Krieg.

Gemeinsam mit Leyla erlebt die Leserin die Hitze im Dorf, lernt die Verwandten von Leyla kennen, die Lebensweisen der Dorfbewohnerinnen und die Familiendynamiken. Die Leserin erhält aber auch Einblicke in Leylas Zerrissenheit zwischen ihrem Leben als deutsche Jugendliche und dem Zugehörigkeitsgefühl zu ihren kurdischen Verwandten. Sie hört gemeinsam mit Leyla den Geschichten des Vaters von seiner Flucht nach Deutschland, seiner Wut und seinem politischen Engagement zu und erlebt schließlich seine Resignation. Sie lernt, was es heißt, Êzîdin zu sein und keinen Pass und damit auch keine Rechte zu besitzen. Und sie erfährt, wie es ist, Angst um die Großmutter, um Verwandte und Freundinnen zu haben, weil Krieg in dem Land herrscht, in dem man die Sommer der eigenen Kindheit verbracht hat.

Mit ihrem Roman „Die Sommer“ schafft Ronya Othman eine eindringliche Erzählung über die Ohnmacht und Zerrissenheit, wenn die Nachrichten aus dem Fernsehen zu den eigenen werden und der Rest der Welt unbekümmert weiterlebt. Der Roman bringt den Krieg unangenehm nahe und schafft damit Raum für ein Thema, das nicht vergessen werden darf, aber auch Raum für Hoffnung und Empathie.

Bernhard Pörksen und Friedemann Schulz von Thun: Die Kunst des Miteinander-Redens

Ziel von WerteJahre ist es, wieder ins Gespräch zu kommen – und zwar mit so vielen gesellschaftlichen Strömungen wie möglich. Aber wie kann das funktionieren, ohne von den eigenen Überzeugungen und Wertevorstellungen abzurücken? Und wie verhindere ich, dass ein Dialog unmöglich wird, weil beide Seiten auf die eigene Meinung beharren? Mit wem kann ich noch reden? Dieses Buch nähert sich Antworten auf diese Fragen an.

In einer Zeit, in der nicht nur politische Diskussionen schnell zu festgefahrenen Standpunkten führen, sondern auch gesellschaftliche Diskurse in Polarisierungen eskalieren, widmen sich Pörksen und Schulz von Thun in „Die Kunst des Miteinander-Redens“ der Frage: Wie soll man miteinander reden? Vor allem dann, wenn es sinnlos erscheint?

Sie nähern sich dem Problem, indem sie selbst genau dies tun: Miteinader-Reden. Dabei beziehen sie sich auf aktuelle Themen und Debatten und nutzen konkrete Beispiele, um sich einer gesunden Diskussionskultur anzunähern.
Im Gespräch loten sie unter anderem aus, wie weit man dem Gegenüber eine andere Meinung zugestehen sollte. Und ab wann man klare Grenzen setzen sollte: Wenn Grundwerte infrage gestellt werden.

Schulz von Thun ist Kommunikationspsychologe, Pörksen Medienwissenschaftler. So wird der Blick ebenso auf gesamtgesellschaftliche Analysen wie auf die Mikroebene gelenkt. Durch die Gesprächsform ist das Buch angenehm kurzweilig zu lesen, trotz einer eher wissenschaftlichen Sprache. Das liegt auch an den lebensnahen Beispielen, die immer wieder gebracht werden. Ein Buch, dass helfen kann, wieder ins Gespräch zu kommen und dabei vor allem eins zu behalten: Empathie.

Ernst Friedrich: Krieg dem Kriege

1924 veröffentlichte der Antimilitarist Ernst Friedrich erstmals das schockierende Buch noch unter dem Eindruck des Ersten Weltkrieges. Es beleuchtet „das wahre Antlitz des Krieges“ und zeigt verstörende Fotos und Texte von Verwundeten, Verstümmelten, Hinrichtungen, Leiden, Elend und Sterben.

Eindrucksvoll sind auch die bissigen Kommentare zu den unbeschreiblichen Bildern. So fordert Friedrich unter einem Bild, das unterschiedliches Kriegsspielzeug zeigt: „Gebt den Kindern nicht solche Spielsachen!“ Er prangert die euphemistische Sprache der Kriegspropaganda an, indem er Fotografien von der Front mit Untertiteln kontrastiert. So untertitelt er mit „Feld der Ehre“ ein Bild, auf dem die nackte Leiche eines an Typhus verendeten Soldaten in einem Erdloch verscharrt wird. Einen zusammengetragenen Leichenberg für eine Massenbestattung untertitelt er mit „Heldengrab“.

Das Buch ist viersprachig in Deutsch, Französisch, Englisch und Niederländisch erschienen, damit niemand sagen kann, er habe den Inhalt nicht verstanden.
Die drastischen Darstellungen der Realität haben immer wieder zu hoher Nachfrage geführt – das Buch wurde in etwa 50 weitere Sprachen übersetzt und weltweit verlegt. Heute ist es leider nur noch in Antiquariaten zu finden.