Würde ohne Wohnung
Die Wohnungslosenhilfe der Caritas Bonn bietet mehr als ein Dach überm Kopf
Für uns bedeutet die Unantastbarkeit der Menschenwürde, dass…
…unsere individuelle Existenz und unser Selbstbestimmungsrecht respektiert werden und nicht bedroht sind.
…unser Miteinander auf Verständnis und Vertrauen basiert und nicht auf Unterdrückung und Unterwerfung.
…unser Wohlstand auf ein friedliches und produktives Miteinander gründet und nicht auf Ausbeutung von Umwelt und Menschen.
…wir niemanden herabwürdigen dürfen.

Wir sind davon überzeugt, dass sich die Menschenwürde ohne selbstbestimmte Teilhabe nicht entfalten kann, da wir auf das soziale Miteinander angewiesen sind. Die Menschenwürde, die sich nicht entfaltet, ist angetastet.
Es gibt Menschen, die aufgrund ihrer Lebensbedingungen in der Teilhabe und damit in der Entfaltung ihrer Menschenwürde beeinträchtigt sind. Zu diesen Lebensbedingungen zählt auch die Wohnungslosigkeit. Wohnungslosigkeit schließt dabei die Obdachlosigkeit, also ein Leben ohne jegliche feste Unterkunft, aber auch die Unterbringung in Notunterkünften und in Behelfsunterkünften und das Leben ohne gesicherten rechtlichen Rahmen bei Freunden und Bekannten ein. In Bonn, wo wir tätig sind, ist jede(r) 150igtste Bürger*in wohnungslos.
Was ist unser Beitrag als Wohnungslosenhilfe zur Auflösung des Widerspruchs, der zwischen dem Anspruch, den Artikel 1 unseres Grundgesetzes formuliert, und der Tatsache, dass Wohnungslosigkeit in Deutschland weit verbreitet ist, besteht?
Wir vermeiden Schuld- und Opferkonzepte und praktizieren Verantwortungskonzepte:
Im Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit regulieren Schuld- und Opferkonzepte Nähe und Distanz im Zusammenleben. Sie ermöglichen soziale Anerkennung als Opfer oder als Retter. Methoden sind z.B. die Zuschreibung von Opferrollen, Hilflosigkeit und Schuld, die Kategorisierung nach Stereotypen und die Ableitung von Charaktereigenschaften aus der Lebenslage Wohnungslosigkeit. Die betroffenen wohnungslosen Menschen werden in Parallelwelten versorgt. Die Chance auf selbstbestimmte Teilhabe geht verloren.
Verantwortungskonzepte greifen die Exklusionsdynamik am Wohnungsmarkt auf und erkennen die Anforderungen an, die sich aus dem Abschluss eines Mietvertrages ergeben. Es gibt für jeden eine realistische Chance, Wohnungslosigkeit als Lebenslage zu überwinden und (wieder) selbstbestimmt teilzuhaben, wenn jeder relevante Akteur seine Verantwortung im Sinne des Art. 1 GG erkennt und ihr nachkommt.
Die Exklusionsdynamik am Wohnungsmarkt entsteht durch fehlenden Wohnraum. Der Wohnraum fehlt vor allem in den Gebieten mit anhaltendem Bevölkerungswachstum. Diese Exklusionsdynamik grenzt insbesondere Menschen mit geringer Bonität vom menschenwürdigen Wohnen aus. Im Zuge der Gewinnerzielungsabsicht der Wohnungswirtschaft haben Menschen mit geringem Einkommen ein hohes Risiko, ihre Wohnung zu verlieren. Nur die Menschen, die hohe Mieten zahlen können und die nicht überschuldet sind, können eine neue Wohnung finden. Menschen mit geringem Einkommen leben in Angst vor Wohnungslosigkeit
Auch in Gebieten mit ausreichendem Wohnraum tritt Wohnungslosigkeit auf. Dies deutet darauf hin, dass es Menschen gibt, die ohne Unterstützung den Anforderungen, die mit einem Mietvertrag einhergehen, nicht gerecht werden können. Hintergründe sind z.B. unbehandelte Abhängigkeitserkrankungen oder psychische Erkrankungen, Traumatisierungserfahrungen in der Kindheit und ungelöste Lebenskrisen.
Wir arbeiten daran, dass …
…Wohnungslosigkeit vermieden wird.
…die existenzielle Not der wohnungslosen Menschen gelindert wird.
…die betroffenen Menschen, wenn erforderlich, ihre individuellen Hintergründe für die Wohnungslosigkeit aufarbeiten und neue Lebensperspektiven entwickeln können.
…es ausreichenden Wohnraum gibt, damit Menschen den Weg aus der Wohnungslosigkeit finden können.
Wir sind davon überzeugt, dass die Unantastbarkeit der Menschenwürde keine idealisierte Absicht ist, sondern die höchste Instanz, vor der wir unser Handeln verantworten müssen.
Für Menschen in Wohnungsnot
Die eigene Wohnung bietet Schutz, Sicherheit und persönlichen Freiraum. Wer seine Wohnung verliert, ist in seiner Existenz bedroht und über kurz oder lang auch von vielen anderen Lebensbereichen sozial ausgegrenzt. Hier setzt die Wohnungslosenhilfe der Bonner Caritas an. Ziel unserer Hilfen ist es, betroffenen Menschen selbstbestimmte Teilhabe zu ermöglichen, um Wohnungsnot und soziale Ausgrenzung zu überwinden. Wir möchten die Menschen in Not ermutigen, ihre Schwierigkeiten anzugehen. Gemeinsam mit anderen Akteuren arbeiten wir daran, den Bedingungen entgegen zu arbeiten, der der Teilhabe von Menschen in Wohnungsnot entgegenwirken. Wir leisten professionelle Hilfe, die sich an Teilhabe und den Wünschen der betroffenen Menschen orientiert. Wir arbeiten sozialraumorientiert und vernetzt mit den anderen Sozialdiensten und den Gesundheitsdiensten.
Infos: www.caritas-bonn.de
Gerhard Roden, Fachbereichsleitung
Carolina Schrage, Einrichtungsleitung
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