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Wenn die Würde endet, weil die Periode beginnt

Bild: Natracare auf Unsplash

Erdbeerwoche, Tante Rosa oder einfach Tage – es gibt zahlreiche Umschreibungen für das Tabuthema Periode. Dabei betrifft es fast die Hälfte der Bevölkerung und stellt für viele Menschen ein Problem dar: Oftmals fehlt die nötige Versorgung, um ein Menstruieren in Würde zu ermöglichen.

Mehrere tausend Euro müssen Menstruierende im Schnitt für ihre Periode aufwenden. Laut Statista geben Menschen insgesamt über 3000€ für Hygieneprodukte und Schmerzmittel im Zusammenhang mit ihrer Periode aus. Studien, die weitere Produkte im Zusammenhang mit der Periode einbeziehen, beziffern die Kosten für Menschen im globalen Norden sogar mit 15.000 bis 20.000 €. Ganz schön viel Geld… Das Problem hat zuletzt auch die Politik erkannt. In Deutschland wurde 2020 die Mehrwertsteuer auf Monatshygieneprodukte von 19% auf 7% gesenkt. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung, auch wenn andere Länder schon weiter sind: In England oder Irland zum Beispiel fällt die Umsatzsteuer für solche Produkte ganz weg.

In reichen Ländern des globalen Nordens, wie Deutschland, können sich die meisten Menschen solche Produkte leisten, auch wenn es längst nicht alle sind. Wer „hinten über fällt“, sind diejenigen, die sowieso schon zu marginalisierten Gruppen gehört: Zum Beispiel Menschen, die von Armut betroffen oder gar wohnungslos sind. In England und Schottland musste jede*r 10. Jugendliche*r aufgrund von finanziellen Problemen auf Papier und Stoffreste zurückgreifen. Schottland geht inzwischen mit gutem Beispiel voran: Dort ist per Gesetz der kostenfreie Zugang zu Monatshygieneartikeln garantiert.

Corona hat das Problem nochmal verschärft, denn die Pandemie hat Frauen wirtschaftlich ohnehin stärker getroffen als Männer. Neben den hohen Kosten gibt es aber noch ein weiteres Problem: Der Zugang zu öffentlichen Toiletten ist oftmals beschränkt, sodass insbesondere für wohnungslose Personen die Periode zur Herausforderung wird.

In wirtschaftlich schwachen Ländern, wie Indien oder Uganda, können sich die wenigsten Menstruierenden Monatshygieneartikel leisten. Sie sind schlichtweg zu teuer. Stattdessen müssen Menschen mit Uterus dort auf unhygienische Alternativen, wie Stoffreste oder Plastiktüten zurückgreifen. Dass es oftmals keinen Zugang zu sauberem Wasser gibt, verschärft das Problem noch. Somit stellt die Periode ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko dar. Die Zahl an Gebärmutterhalserkrankungen ist in Indien fast doppelt so hoch, wie der Durchschnitt weltweit. Hauptgrund: mangelnde Menstruationshygiene.

Neben gesundheitlichen Risiken sind menstruierende Menschen auch gesellschaftlich benachteiligt. In Indien ist die Periode stark negativ stigmatisiert, deshalb wird so gut wie gar nicht darüber gesprochen. Durch die Tabuisierung ist auch mangelnde Aufklärung ein Problem. Jugendliche, die das erste Mal ihre Periode bekommen, wissen oft nicht, wie ihnen geschieht. Menstruierenden bleibt häufig der Zugang zum öffentlichen Leben verwehrt. In Uganda beispielsweise gibt es in Schulen meist keine sanitären Anlagen, was auch ein Grund dafür ist, dass Jugendliche, die menstruieren, durchschnittlich ein bis drei Tage im Monat fehlen. Somit haben sie später schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

Klar ist: Die Menstruation ist weltweit ein Risikofaktor für Armut. Dafür gibt es sogar einen Begriff: Period Poverty. Gleichzeitig haben Menschen, die menstruieren, aufgrund von mangelnder Hygiene ein höheres Gesundheitsrisiko und erfahren gesellschaftliche Stigmatisierung und Diskriminierung. Die Benachteiligung von menstruierenden Personen ist ein globales Problem, das sich in die strukturelle Geschlechterungleichheit einreiht. Um jedem Menschen ein Leben in Würde zu ermöglichen, muss dieses Thema angegangen werden. Dafür braucht es unter anderem freien Zugang zu öffentlichen Toiletten sowie zu Hygieneartikeln, aber auch die nötige Infrastruktur und finanzielle Förderung im globalen Süden.

Text: Gina Tomaszewski